Ich möchte hier nach und nach auf die Objektive eingehen die ich so benutze. Ziel ist eine kleine Kaufhilfe, da man oft die Frage liest: „Welches Objektiv würdet ihr empfehlen“
Zu Beginn möchte ich gleich mit einem großen Vorurteil ausräumen.
Es geht im Reisezooms (auch Mega, Ultrazoom oder „Immerdrauf“ genannt) und hier konkret um das 18-400 F/3.5-6.3 Di II VC HLD.
Diese werden sehr oft, zumeist grundlos zerrissen, und vielen Fotografen, gerade Anfängern, so viele Optionen genommen. Das ärgert mich.
Ich arbeite normal fast ausschließlich mit Festbrennweiten oder kleinen Brennweitenspannen wie 24-70 oder 70-200.
Im Rahmen eines Vortrages sollte ich mich mal näher mit dem Tamron 18-400 F/3.5-6.3 Di II VC HLD auseinander setzen und war zugegebenermaßen, sehr überrascht und angetan.
Was ist ein Reisezoom
Ein Reisezomm zeichnet sich durch eine sehr große Brennweitenspanne aus. Man hat also i.d.R. von Weitwinkel bis Tele, alles in einem Objektiv.
Gewicht und Objektivwechsel werden also drastisch reduziert
Ideal für die Reise, daher auch der Namen Reisezoom oder „Immerdrauf“
Soweit die Theorie. Wer jetzt glaubt die „eierlegende Wollmilchsau“ gefunden zu haben, liegt nicht ganz richtig.
Jede Medaille hat zwei Seiten und wo Licht ist, ist auch Schatten.
Das Problem dieser Objektive liegt in der Bauweise. Um es einfach zu halten: je größer die Brennweitenspanne (hier 18-400mm), desto schwerer ist das Objektiv in der Konstruktion.
Durch die vielen beweglichen Linsen ist es schwieriger eine ordentliche Qualität zu fertigen. Hier sind Festbrennweiten und Objektive mit geringer Brennweitenspanne im Vorteil.
Ein Reisezoom ist also immer ein Kompromiss aus Größe, Gewicht und Preis. Aber, um es vorweg zu nehmen, mittlerweile ein sehr guter!
Woher kommt der schlechte Ruf?
Nun, zum einen man muss ehrlicherweise sagen, genau daher, und früher war das sogar verdient.
Auf Grund der Produktionsschwierigkeiten waren die ersten Generationen der Reisezoome nicht wirklich gut. Wer also etwas ambitioniert an das Thema Fotografie heranging, konnte mit den Immerdraufs nicht wirklich was anfangen. Und genau das ist heute das Problem. Die Dinger bleiben verteufelt, und das zu Unrecht.
Es ist wirklich kurios. Vor 15 Jahren hatten wir noch kein Smartphones und keine Terrabyte SD-Karten, heute alles selbstverständlich, aber viele Fotografen glauben dass die technische Entwicklung an den Reisezooms vorbei gegangen ist. Ist sie nicht.
Ich schätze, 95% der Leute die Reisezooms verteufeln, haben sich in den letzten 6 Jahren keins mehr angeguckt.
Zum anderen kommt es auch immer auf den Vergleich an. Reisezooms werden immer am Maximum gemessen und das ist natürlich Unsinn. Niemand würde auf die Idee kommen einen Golf an einer S Klasse zu messen, dennoch ist der Golf deswegen kein schlechtes Auto.
Aber Reisezooms werden in den allermeisten Fällen immer mit Festbrennweiten oder lichtstarken, kurzen Brennweitenspannen vergleichen.
Vor- und Nachteile
Unabhängig von der Bildqualität (die soll jeder selber für sich beurteilen) hat ein Reisezoom
Vorteile:
– kompaktes Maß und geringes Gewicht
– großes Brennweitenabdeckung ohne viele Objektive schleppen zu müssen
– und, sehr oft Unterschätzt, für Anfänger: Wenn man noch nicht so genau weiß in welche Fotografierichtung es geht, durch die große Brennweitenspanne deckt man ein großes Feld ab und kann später sehen, in welchem Brennweitenbereich mehr sich spezialisieren sollte.
Nachteile
– Reisezooms sind nicht besonders Lichtstark, fangen meist im Weitwinkel bei 3.5f an und enden im Telebereich bei 6.3
– Reisezooms sind nicht besonders schnell. Wer also tobende Katzenbabys oder Hundewelpen fotografieren möchte braucht viel Geduld.
Mein Fazit:
Reisezooms sind keine „eierlegende Wollmilchsäue“ die alles perfekt können und weitere Objektive unnötig machen.
Reisezooms sind ein Kompromiss, aber mittlerweile ein sehr guter und immer einen Blick wert.
Alle hier gezeigten Bilder wurden mit dem Tamron 18-400 F/3.5-6.3 Di II VC HLD an einer Canon 80D gemacht.
Die Raws wurden minimal bearbeitet, wie man das mit Raws halt so macht