TFP ist nicht umsonst
TFP ist nicht umsonst

TFP ist nicht umsonst

Eine aktuelle Diskussion auf Facebook, bringt mich auf das Thema für den neuen Post.

Warum TFP nicht gleich UMSONST ist.

Ich möchte gar nicht groß auf die rechtliche Lage eingehen. Das gibt es genug drüber zu lesen, und die Rechtsprechung ändert sich ständig, insbesondere beim Thema Datenschutz etc.

Also, worum geht es?
Nicht selten liest man, dass jemand ein TFP Shooting ausschreibt, und in dem Zusammenhang schreibt, dass es die Bilder umsonst gibt.
Es ist schon schlimm genug, wenn jemand einen Fotografen für „umsonst“ sucht (gemeint ist auch da meistens TFP).
Fatal ist es, wenn der (angehende) Fotograf dies macht, auch wenn es natürlich ohne böse Absicht ist.

Vor dem Shooting ist genauso wichtig wie während dem Shooting 🙂

Aber warum ist das so?
Nun, zunächst ist es erst mal schlicht weg falsch. Denn es gibt die Bilder nicht umsonst. Sie sind der Gegenwert für die Zeit, die sich die Parteien nehmen. Bei einem Pay-Shooting wäre das Geld der Gegenwert.  Also das Model zahlt zwar nichts, investiert aber trotzdem etwas dafür. Und das ist auch gut und richtig, und sollte die Person auch wissen.

Auch wenn Du gerade erst angefangen hast mit der Fotografie, für die Menschen vor der Kamera bist Du derjenige, der sich auskennt. Der weiß, wovon er spricht.
Du suggerierst den Menschen also für dich, und noch viel schlimmer, für die ganze Branche, es gibt Fotografen, die umsonst arbeiten.  Durch das Handy und das Internet leidet die Wertigkeit für Bilder bereits extrem. Und dann schreiben dann noch Fotografen, dass sie umsonst arbeiten.
Das lesen die Menschen dann 3-4-mal, und haben im Kopf, für Fotografen muss man nichts mehr bezahlen.
Für dich persönlich kann es auch ein großer Bumerang werden. Nämlich dann, wenn Du dich plötzlich selbstständig machen möchtest, plötzlich für Shootings Geld nehmen willst. Dann werden die Leute dich fragen, warum sie bezahlen sollen, wenn es vor 6 Wochen noch „umsonst“ war.

Vielleicht überlegt es sich dein Model noch mal anders

Was sollte man stattdessen tun?
Nun, natürlich ist es nicht einfach, das Thema TFP dem Laien verständlich rüberzubringen. Aber es lohnt sich ein paar mehr Worte zu investieren.  Es muss verständlich erklärt werden, dass TFP kostenlos ist, aber nicht gratis oder umsonst. Und natürlich, dass die Bildrechte geteilt werden etc.
Es reicht beim Gesuch auch ein Hinweis, Details kann man dann eins zu eins erklären.
Wenn man es geschickt macht, macht es die Leute sogar neugieriger.
Eine alternative Formulierung wäre z.B.
Ich such für ein TFP-Shooting (keine Kosten für dich) ……
bei dieser Formulierung kommst Du fachmännisch rüber (TFP) und die Leute werden neugierig (warum keine Kosten für mich).
In der detaillierten Erklärung solltest Du dann rüberbringen, dass die Bilder der Lohn sind, das normalerweise eine Seite für Geld, und die andere Seite für die Bilder arbeiten würde. Das bei dieser Form der freien Arbeit aber die Bilder, und die nicht kommerziellen Veröffentlichungsrechte der Lohn für beide Seiten sind. Erkläre auch, wofür TFP steht und dass es eine Abkürzung aus der Analogzeit ist. Mann kann nicht zu viel aufklären.

Damit Euch das Lachen nicht vergeht

Dieser „Erklärblock“ bringt Dir nämlich direkt einen weiteren Nutzen.
Durch das Recht am eigenen Bild und den Datenschutz kann ein Model ziemlich leicht die Einwilligung zur Veröffentlichung widerrufen.
Wir brauchen an dieser Stelle gar nicht darüber disktueren ob das gut oder schlecht ist, ob das super einfach geht oder nicht, ob es sich lohnt, rechtlich dagegen anzugehen.
Meine Meinung dazu: Es lohnt sich nicht darüber zu diskutieren, und ich will auch keine Bilder online haben wo die Person etwas gegen hat. Ist mir die Mühe und den Stress nicht wert.
Im Zweifelsfall schadet es auch der Reputation.
Wie also kann man verhindern das jemand, wenn er die bearbeiteten Bilder bekommen hat, seine Einwilligung zur Veröffentlichung widerruft, und man selbst von dem TFP nichts hat?

In Deinem TFP Vertrag (den Du unbedingt machen solltest)  sollte eine Formulierung stehen, die besagt, das im Falle der Inanspruchnahme eines Widerrufs, das Shooting finanziell ausgeglichen werden muss.
Also bei Widerspruch zur Veröffentlichung wird eine Gage X Std a´ X Euro (Shootingsdauer ist ebenfalls im Vertrag festzuhalten) fällig.
Je besser Du also den Erklärblock TFP erklärst, desto leichter leuchtet es den Leuten ein, warum sie so einen Passus in Deinem Vertrag unterschreiben (und also besser nicht der Veröffentlichung widersprechen.

Sorge für den Durchblick und Vertrauen

NOCH MAL:
Mir ist bewusst das es zu TFP Verträgen unzählige Meinungen gibt. Von alles Quatsch bis zwingend erforderlich. Von „muss ein Anwalt aufsetzen“ bis zu „Hauptsache ist unterschrieben“
5 Leute haben 6 Meinungen dazu, und die Rechtsprechung ist wieder eine andere.
Also, das ist nur wie ich es mache, was ich denke was im Laufe der Jahre an Erfahrung etc auf den Blatt stehen muss. Soll jeder machen wie er meint, ich übernehme auch keine Haftung
Ich kann nur sagen, ich fahre seit über 10 Jahren sehr gut damit.  

Noch mal die Facs
– Kläre auf was TFP bedeutet und warum es zwar ohne Kosten aber nicht Umsonst ist
– Bringe deutlich rüber dass Deine Arbeit einen Wert hat, auch wenn kein Geld fließt
– Kläre über die Veröffentlichung auf
– Sichere Dich mit einem TFP Vertrag ab

So, bleibt mir nur zu sagen, dass ich hoffe das ich bald wieder die kostenlosen Studiotage und die (Anfänger)Kurse anbieten kann.  Wer nichts verpassen will folgt mir am besten auf
https://www.facebook.com/Fotopraxis/  oder https://www.instagram.com/imfotografie_events/

Dem Thema TFP Vertrag werde ich mich ggf zu anderen Zeit noch mal widmen.

Allzeit gutes Licht
Ingo